Bilderquelle: bonprix Handelsgesellschaft mbH
Von: Pavlos Tsulfaidis
Ein funktionierender Einzelhandelskanal macht es den Verbrauchern leicht, Produkte online zu bestellen, insbesondere wenn sie bereits wissen, was sie haben möchten. Retailer müssen zusätzliche Services anbieten, um die Kundenfrequenz in Offlinekanälen zu erhöhen. Interaktive Flagship-Stores wie von bonprix können ein einzigartiges Markenerlebnis bieten, indem sie zeigen, wofür die Marke steht und was sie zu bieten hat. Durch den Einsatz zahlreicher Technologien kann der Besuch eines klassischen Warengeschäfts in Store zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Durch digitale Angebote in den Stores, clevere Dienstleistungen und Konnektivitätskanäle werden Produktpräsentation und Interaktion zum Erlebnis. Flagship-Stores werden zu einem Ort, an dem man Kontakte knüpfen und die Marke auf einzigartige Weise erleben kann. Da der Kunde im Mittelpunkt steht, ist es jetzt an der Zeit, in die richtige Technologie zu investieren und die Abläufe zu überdenken und umzustrukturieren, um der veränderten Nachfrage und den Erwartungen der Verbraucher gerecht zu werden.
Zum Greifen nah und doch so fern - weniger Stores, mehr Onlineshops
Das Unternehmen bonprix ist in rund 30 Ländern aktiv und vertreibt seine Ware hierzulande über Online-Shops und Printkataloge. Der Modehändler besteht seit 1986 und vertreibt Eigenmarken wie bpc selection und Rainbow. Mitte nächsten Jahres wird bonprix seinen Flagship-Store „Fashion Connect” in Hamburg schließen und sich künftig ganz auf das Online-Geschäft konzentrieren, womit ein, wie ich finde, spannendes Multichannel-Projekt begraben wird.
In Hamburg wurde Anfang 2019 der Pilot-Store eröffnet. Seitdem wird vor Ort ein Retail-Konzept erprobt, bei dem digitale Kundenservices den Einkauf im Store unterstützen.
Vor einigen Jahren wurde das bonprix-Filialnetz reduziert und die kleinen Filialen in Deutschland und anderen europäischen Ländern geschlossen. In Deutschland gab es noch einige Megastores und mehrere Outlet-Stores, die aber inzwischen geschlossen wurden.
Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2022/2023, also im Zeitraum von Anfang März bis Ende August, betrug der Nettoumsatz über alle Länder und Vertriebskanäle hinweg knapp über 920 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies jedoch einen Rückgang von knapp elf Prozent.
„Als Modeunternehmen bleiben auch wir von der sinkenden Kaufkraft und der Kaufzurückhaltung der Verbraucher nicht verschont”, Kai Heck, Geschäftsführer bonprix
Zwar ist bonprix in vielen Auslandsmärkten inzwischen ein- bis zweistellig gewachsen. In Deutschland, dem Kernmarkt der Otto-Tochter, gab es jedoch einen Umsatzrückgang von fast 13 Prozent. Nach Angaben von bonprix halten sich die deutschen Verbraucher wegen der steigenden Energiekosten und der Inflation beim Modekauf zurück.
Digitalisierung als Chance nutzen und Stores in Showrooms verwandeln
Es besteht kein Zweifel, dass die letzten zwei Jahre für den Einzelhandel eine besondere Herausforderung waren. Noch nie dagewesene Situationen veranlassten die Branche, sich zu verändern und schnell anzupassen, um der veränderten Verbrauchernachfrage gerecht zu werden. Ladenschließungen führten zu einem enormen Anstieg des E-Commerce, und die Einzelhändler bemühten sich, den Verbrauchern das bestmögliche Erlebnis zu bieten.
Auch wenn der ursprüngliche Plan von bonprix nicht aufgegangen ist, so können sowohl Groß- und ganz besonders Einzelhändler ihre Schlüsse Retail-Konzepten ziehen und sich somit für die Zukunft rüsten. Das Herzstück bildete hier nämlich eine hauseigene Smartphone-App. Ein Schritt, vor welchem viele Unternehmen (noch) zurückschrecken. Mit dieser App ist der Kunde in der Lage die QR-Codes zu scannen, welche sich auf den Textilien im Geschäft befinden. Im Store selbst kann der Kunde nicht zwischen verschiedenen Größen wählen, wie man es aus Modegeschäften kennt. Stattdessen wird jeder Artikel nur einmal präsentiert - in einer Einheitsgröße!
Das Ganze soll dem Flagshipstore einen "Showroom-Charakter" verleihen und den Kunden die Suche nach den richtigen Größen vor Ort ersparen. Scannt der Kunde den QR-Code eines Artikels, werden ihm alle im Geschäft verfügbaren Kleidungsstücke angeboten. Diese findet er im Anschluss in der jeweils gewählten Größe in einer Umkleidekabine vor. In der Zwischenzeit kann sich der Kunde die Wartezeit mit einem kostenlosen Getränk in einer Lounge vertreiben.
Sobald die persönliche Umkleidekabine mit den gewünschten Größen vorbereitet ist, erscheint eine Meldung in der App. Alle vom Kunden gescannten Artikel werden in dieser und somit im Warenkorb gespeichert. Dieser wird automatisch aktualisiert, wenn der Kunde die Umkleidekabine verlässt. Nur die Artikel, die der Kunde mitnehmen möchte, werden im Warenkorb der App angezeigt.
Ermöglicht wird das Ganze nur, weil alle Textilien einen RFID (Radio Frequency Identification)-Chip tragen. Wenn der Kunde seinen Einkauf abgeschlossen hat, kann er ihn direkt in der App über PayPal bezahlen. Selbstverständlich kann der Kunde seinen Einkauf an einer Kasse bar bezahlen oder eine Self-Checkout-Kasse nutzen, wenn er per Debit-/Kreditkarte zahlen möchte.
Wählt man PayPal als Zahlungsmethode, kann man den Flagship-Store einfach verlassen. Durch den Kauf in der App wird die Ware und damit die RFID automatisch freigeschaltet und der Kunde muss nicht mehr zur Kasse gehen.
Personalisierung und Interaktion sind das Einkaufen der Zukunft
Flagship-Stores von bekannten Marken wie Apple, Audi und H&M lenken nicht nur wieder mehr Aufmerksamkeit auf den Einzelhandel. Sie stellen Einkaufserlebnis von Morgen dar und zeigen auf, aus welche Möglichkeiten Storebetreiber heutzutage kaum bis gar keinen Nutzen ziehen. Dies gilt vor allem bei Darstellung der Produkte, den Kunden begeistern und langfristig an das Unternehmen binden und das transparente Weitergeben von Informationen an den Endverbraucher. Durch interaktive Module und großformatige Visualisierungen wird das Kundenerlebnis im Handelsbetrieb noch attraktiver. Allerdings dienen viele Screens lediglich als Sender zum Kunden und bieten keinen Rückkanal an. Ein Großteil der Kundschaft bewegt sich heutzutage im Internet oder ist mit diesem sogar aufgewachsen.
Das Kaufverhalten hat sich stark gewandelt!
Deshalb ist es für Verkäufer und Händler unverzichtbar, nicht nur mit den Produkten, sondern auch mit der Reise hin zum Kaufabschluss zu überzeugen und zu begeistern.
Vor dem Kauf eines Neuwagens im Netz nach Informationen zu suchen oder den Preis für das jeweilige Kleidungsstück plattformübergreifend zu vergleichen, ist mittlerweile Normalität. In Interaktion mit dem Produkt zu treten und bei der Informationssichtung der Bestimmende zu sein. Das ist es, worauf auch Ihre Kunden nicht nur in Zukunft, sondern schon jetzt verstärkt Wert legen!
2023 wird für Einzelhändler ein entscheidendes Jahr werden, da sie sich schnell an die sich ändernden Verhaltensweisen und Erwartungen der Verbraucher anpassen und ihre Geschäftsprozesse umgestalten müssen, um ein sicheres, nachhaltiges und personalisiertes Kauferlebnis zu bieten. Wir von Smartstore arbeiten an genau diesen Einzelhandelskonzepten, für die wir die entsprechenden Technologien haben und genau wissen, was Einzelhändler brauchen, um die Markenbindung ihrer Kunden hochzuhalten.
Kontaktieren Sie uns und erfahren Sie mehr darüber, wie wir Ihnen helfen können! Nutzen Sie hierfür das Kontaktformular, schreiben Sie eine E-Mail an info@smartstore.com oder rufen Sie uns an. Von Montag bis Freitag zwischen 10 und 16 Uhr sind wir unter der Nummer +49 231 5335 0 für Sie erreichbar.
Kommentare (1)
Die Otto-Tochter Bonprix spricht von einem weltweit "einzigartigen" Store, der das Einkaufen "neu erfunden" haben soll. In der Tat schafft er das Meisterstück, sämtliche Vorzüge des stationären Einkaufs zu vereinen. Nachdem ich letztes Jahr dort eingekauft habe, kann ich das bestätigen. Schade, dass dieser innovative Store jetzt geschlossen wird. Dr. Anja Christmann